Weiße Rose: Mitglieder (2024)

Immer deutlicher merkt sie schon als Schülerin, dass ihr eigenes liberales, christliches Denken sich mit der Partei nicht verträgt. Im Mai 1942 beginnt Sophie Scholl ihr Philosophie- und Biologiestudium in München und wird dort schnell in den Freundeskreis ihres Bruders Hans aufgenommen.

Im Januar 1943 hilft Sophie Scholl bei der Herstellung des fünften Flugblatts. Als sie von einem Besuch bei ihren Eltern zurückkehrt, ist das sechste bereits gedruckt, das sie mit Hans im Lichthof der Universität verteilt. Nach ihrer Verhaftung wird schnell klar, dass die Beweislast gegen sie und ihren Bruder erdrückend ist. Deshalb versucht sie, sich als Hauptakteurin der Weißen Rose darzustellen, um die Freunde zu schützen.

Kurt Huber

"Rückkehr zu klaren sittlichen Grundsätzen, zum Rechtsstaat, zu gegenseitigem Vertrauen von Mensch zu Mensch, das ist nicht illegal, sondern umgekehrt – die Wiederherstellung der Legalität." In seiner Verteidigungsrede vor dem Volksgerichtshof stellt Kurt Huber das nationalsozialistische Herrschaftssystem an den Pranger: "Es gibt kein furchtbareres Urteil über eine Volksgemeinschaft als das Eingeständnis, das wir uns alle machen müssen, dass keiner sich vor seinem Nachbarn, der Vater nicht mehr vor seinen Söhnen, sicher fühlt."

Kurt Huber wird am 24. Oktober 1893 in Chur in der Schweiz geboren. Er macht früh Karriere: Mit 24 ist er Doktor der Musikwissenschaften, mit 27 Professor für Psychologie und Philosophie. Wie viele andere Intellektuelle sympathisiert er mit dem aufkeimenden Nationalsozialismus. Zweifel kommen ihm, als er von Verbrechen des Regimes erfährt.

Dass er politisch nicht auf Linie der Nazis liegt, ist an der Münchener Universität nach 1940 ein offenes Geheimnis. In seinen Vorträgen würdigt er auch verbotene Werke jüdischer Denker. Die Mitglieder der Weißen Rose besuchen Hubers Vorlesung "Leibniz und seine Zeit", in der er die Verantwortung von Intellektuellen als Staatsbürger betont.

Durch Studenten, die von der Front zurückgekehrt sind, hört Kurt Huber von Massenmorden in Polen und der Sowjetunion. Ab Sommer 1942 trifft er sich auch privat mit dem Kern der Weißen Rose. Er beschließt, ihre Widerstandsarbeit aktiv zu unterstützen und verfasst das letzte Flugblatt, mit dem Sophie und Hans Scholl erwischt werden.

Bei seiner Hinrichtung am 13. Juli 1943 ist Kurt Huber 49 Jahre alt und hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Am Schluss seiner Rede vor dem Volksgerichtshof zitiert er den Philosophen Johann Gottlieb Fichte: "Und handeln sollst du, als hinge von dir und deinem Tun allein das Schicksal ab der deutschen Dinge, und die Verantwortung wär' dein."

Weiße Rose: Mitglieder (2)

Kurt Huber: Glaube an die Macht des Wortes

Christoph Probst

Anders als die Geschwister Scholl oder Professor Kurt Huber hat Christoph Probst nie Sympathien für den Nationalsozialismus gehegt. Geboren am 6. November 1919 im oberbayerischen Murnau, wächst er in einem durch religiöse und kulturelle Offenheit geprägten Elternhaus auf. Weil seine Stiefmutter Jüdin ist, erlebt Christoph Probsts Familie das Regime früh als bedrohlich.

1936 schließt er Freundschaft mit seinem Schulkameraden Alexander Schmorell, dem zuliebe er Russisch lernt. Mit 21 Jahren heiratet Christoph Probst Herta Dohrn, 1940 und 1941 werden ihre beiden Söhne geboren. Hertas Vater, der Privatlehrer Harald Dohrn, ist ebenfalls regimekritisch eingestellt. Die Nazis werden ihn 1945 noch kurz vor Kriegsende erschießen.

Durch Alexander Schmorell lernt Christoph Hans Scholl kennen, im Sommer 1942 trifft er auch Willi Graf. Er nimmt an den Lese- und Diskussionsabenden teil und wird in die Flugblattaktionen eingeweiht. Im Dezember wird er in Innsbruck stationiert.

Seine Freunde wollen den Familienvater nun aus ihren gefährlichen Aktivitäten heraushalten, aber Probst ist noch bei einigen Diskussionen über die Widerstandsarbeit dabei.

Nach der Katastrophe von Stalingrad entwirft er ein Flugblatt, in dem er fordert: "Hitler und sein Regime müssen fallen, damit Deutschland lebt!" Zwei Tage nach der Verhaftung der Geschwister Scholl will der Freund sich den Urlaubsschein abholen, um seine neu geborene Tochter und seine an Kindbettfieber erkrankte Frau zu besuchen – und wird sofort festgenommen.

Hans Scholl hatte den handschriftlichen Flugblattentwurf bei sich getragen. Es ist das einzige Beweisstück, das die Gestapo gegen Christoph Probst hat. Mit 23 Jahren wird er am selben Tag hingerichtet wie Hans und Sophie Scholl.

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Christoph Probst: "Hitler muss fallen, damit Deutschland lebt!"

Willi Graf

Willi Graf wird am 2. Januar 1918 in Kuchenheim geboren und von seinen Eltern in Saarbrücken streng katholisch erzogen. Er wird Mitglied der katholischen Jungengruppe Neudeutschland und tritt später dem Jungenbund Grauer Orden bei. Auf Wanderfahrten und bei Zeltlagern diskutieren die Jungen über literarische und theologische Themen.

Als die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend 1936 zur Pflicht wird, weigert Willi Graf sich einzutreten. Nach dem Arbeitsdienst beginnt er 1937 in Bonn sein Medizinstudium. Weil er weiterhin im Grauen Orden aktiv ist, kommt er 1938 ins Gefängnis.

1940 wird Willi Graf als Sanitäter in die Wehrmacht einberufen und wird in Jugoslawien, Polen und Russland Zeuge von Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Im April 1942 wird er in die Münchner Studentenkompanie von Hans Scholl und Alexander Schmorell versetzt.

Er hilft dabei, das fünfte und sechste Flugblatt herzustellen und zu verteilen und zieht mit Hans und Alexander nachts los, um Parolen wie "Nieder mit Hitler!" an Wände zu schreiben. Außerdem verfügt er über weit verstreute Kontakte, unternimmt Reisen, um ehemalige Kameraden aus der bündischen Jugend als Mitstreiter zu gewinnen.

Wie Alexander Schmorell und Kurt Huber wird Willi Graf am 19. April 1943 zum Tode verurteilt. Vor seiner Hinrichtung versucht die Gestapo sechs Monate lang, Namen anderer Oppositioneller aus ihm herauszupressen, aber er schweigt. Willi Graf wird 25 Jahre alt.

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Willi Graf: Zeuge von Kriegsverbrechen

(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 03.12.2019)

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